Abendmahl

Was macht evangelische Kirche aus? Nach Meinung der Reformation zweierlei: dass das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente recht ausgeteilt werden (Augsburgisches Bekenntnis, Artikel 7). Der offiziellen Freigabe der Evangeliumspredigt am 14. September 1539 folgte darum sieben Wochen später das erste offizielle evangelische Abendmahl. Diese Abendmahlsfeier, bei der die Gemeinde zusammen mit dem Kurfürsten neben dem Brot auch den Wein empfing, war ein eindeutiges Zeichen für den religionspolitischen Kurswechsel. Der Kurfürst wählte das wichtigste kirchliche Fest im Spätherbst für diesen Akt: das Allerheiligenfest am 1. November, das 1539 auf einen Samstag fiel.

abendmahlLeider wissen wir nicht genau, was an diesem 1. November 1539 genau passiert ist, weil uns die Quellen fehlen. Wir haben nur einige wenige Puzzleteile, deren Wert unsicher ist und die zusammen weder ein vollständiges noch ein stimmiges Bild ergeben. Die wahrscheinlichere Möglichkeit ist, dass Joachim II. im Wissen um die Brisanz dieses evangelischen Abendmahls öffentliches Aufsehen vermeiden wollte und darum nur ausgewählte Adlige und Hofleute in seine Nebenresidenz Spandau einlud und sich dort in der Pfarrkirche St. Nikolai durch den Brandenburger Bischof Matthias von Jagow das evangelische Abendmahl reichen ließ. Am Folgetag, dem auf einen Sonntag fallenden Allerseelenfest sollte dann im übrigen Land das Abendmahl auf evangelische Weise gefeiert werden. Zumindest für Berlin-Cölln ist es wahrscheinlich, dass hier die Gemeinde Jesu Einsetzung gemäß Brot und Wein durch Propst Buchholzer empfing. Wie Nachrichten aus anderen Städten belegen, wurde an den folgenden Sonntagen auch andernorts evangelisches Abendmahl gefeiert. Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit, wann, wo und wie das erste offizielle evangelische Abendmahl stattgefunden haben könnte: Buchholzer selbst hat nämlich mehr als zwanzig Jahre nach dem Ereignis behauptet, er sei es gewesen, der am 1. November 1539 in Berlin-Cölln dieses erste evangelische Abendmahl gefeiert habe. Wie es auch immer in Wirklichkeit gewesen ist, klar ist: Seit dem Allerheiligentag 1539 wurde in der Kurmark nicht mehr nur das Evangelium rein gepredigt, sondern auch das Abendmahl recht ausgeteilt. Die reformatorische Umgestaltung der märkischen Kirche, die sich schon über Jahre angebahnt hatte, kam nun mit obrigkeitlicher Unterstützung in Gang.

Quelle: VEREIN FÜR BERLIN-BRNDENBURISCHE KIRCHENGESCHICHTE/ © 2017 Reformation in der Mark Brandenburg



Brief des Domkapitels an den Bischof von 1521 Okt. 25 betr. Abendmahl in Wittenberg, BDK 1514/1447, Bl. 6r, Domstiftarchiv Brandenburg (Foto Salge Januar 2017)


BDK 1514 1447 Bl. 6 1 Brief AbendmahlRegesten II, S. 156-157
1521 Okt.25
An den Bischof zu Brand(enburg) wegen der Übeltäter zu Wittenberg an dem hochwürdigen Sakrament und den Antonitern (Anthonieter)
Das Domkapitel (wy) antwortet seinem Bischof (Dietrich von Hardenberg) (Anrede:)
Hochwürdiger in gott gnediger furste unnd herr ewern furstl. Gnaden (im Text:) e. f. g.(u.) e. g.
Auf die dem Kapitel vom bischöflichen Generalvikar (in der geystlikeyt vicary) Thomas Baitz (Bay-) vorgelegten Klagepunkte (artikel):
- über das mutwillige und verwerfliche Handeln einiger in Wittenberg sowie auf seine Bitte um Rat nach der Unterredung mit dem Dekan (techant), Senior und ( dem Domherrn Hermann von) Schapelow(-plower) empfiehlt das Domkapitel dem Bischof, sich zu erkundigen, ob die Klage über den Empfang des Sakraments in beiderlei Gestalt wirklich der Wahrheit entspricht, wenn ja, den Erzbischof ( ertzbischoffen &c. unnd metropolitannen) Albrecht ( von Magdeburg) um Rat und Hilfe zu bitten;
- wegen der in der Papsturkunde (literis apostoloicis) und dem kaiserlichen Bann (banno impeiali) enthaltenen Strafen (censuren) sollte der Bischof die Reaktion des Erzbischofs abwarten und sich danach richten, was dieser in seiner Kirchenprovinz (provintz) dulden wird
- Briefe an den Kurfürsten (churf.g.) von Sachsen (-chssenn), (Friedrich den Weisen), und die Universität zu schicken, heißt das Domkapitel gut, sofern das darin Berichtete der Wahrheit entspricht;
- was „das Tun der Antoniter betrifft &c.“, hält es das Domkapitel für das Beste, der Bischof ließe es auf sich beruhen, bis er auf seine Schreiben an den Kurfürsten und die Universität Antwort erhalten habe.
Eylend am tage crispini und Chrispiniani(…) (15)21.
Entwurf in BDK 1514/1447, Bl.6 mit Entwurfsskizze auf Bl.5, Dr.: der erste Punkt über den Empfang des Sakraments in beiderlei Gestalt bei Johannes H. Gebauer, Kleine urkundliche Beiträge zur Geschichte von Brandenburg, in: Jahresbericht des Historischer Verein Brandenburg 36/37,1906, S.86-90, hier S.89f. wiederabgedruckt mit Abb. bei Ulrich Buchholz, Die Reformation in der Altstadt und Neustadt Brandenburg, in: Dem Wort nicht entgegen, S.37-48,143f.,148-149, hier S.148 und Abb.8. Regest: BDK 23
Gebauer liest hier „Stechow“.- 1521 Sept. 29 hat Melanchthon mit seinen Schülern das Abendmahl in beiderlei Gestalt empfangen, „anscheinend die erste dieser bald üblich gewordenen Feiern“ (TRE Bd. 22.1992,S.375).-Die Bannbulle gegen Luther von 1521 Jan.3 und das Wormser Edikt von Mai 8, vom Kaiser Mai 26 unterzeichnet.- Die Antoniter aus Lichtenberg bei Prettin waren bei ihrer Prozession zur Einsammlung der Opferspenden in Wittenberg, wo sie eine Kapelle besaßen, von Studenten über die Maßen belästigt worden, sodass sich ihr Präzeptor Reißenbusch beim Kurfürsten beschwerte (Herbert Voßberg, Luther rät Reißenbusch zur Heirat, Berlin 1968,S.118-122).


Das Abendmahl Christi mit seinen Jüngern

duerer abendmahl holzschnittDas Abendmahl Christi mit seinen Jüngern -1. Kapitel aus der Holzschnittfolge Große Passion (1510) von Albrecht Dürer (Inv.-Nr. V 03464KbGr)
Albrecht Dürer

Meister der Vielseitigkeit und bedeutendster Renaissancekünstler Deutschlands
In den Jahren 1509 bis 1511 erstellte Albrecht Dürer drei komplexe Holzschnittfolgen, die seine Meisterhaftigkeit auf beeindruckende Weise darstellten. Dabei handelt es sich um die kleine und große Passion mit 37 bzw. 11 Darstellungen und um das Leben der Maria mit 20 Darstellungen. Neben diesen Hauptwerken veröffentlichte Dürer noch zahlreiche kleinere Arbeiten in Form von Kupferstichen und Holzschnitten und machte Erfahrungen auf dem Gebiet der Kaltnadelradierung.
Seit den Anfängen wird im Christentum das Abendmahl gefeiert. Es erinnert an Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngern, bei dem Brot gegessen und Wein getrunken wurde.
Über Jesu letztes Mahl gibt es im Neuen Testament vier Texte. Die früheste Niederschrift dürfte 1. Korinther 11,23-26 gewesen sein, die etwa zwanzig Jahre nach Jesu Tod niedergeschrieben wurde. Dazu kommen Matthäus 26,26-29; Markus 14,22 -25 und Lukas 22,15-20. In der Kunst zählt die Darstellung Leonardo da Vincis vom Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern zu den bekanntesten Werken überhaupt.
Es zeigt Christus in der Mitte einer langen Tafel sitzend, vor ihm Teller mit Brot sowie Becher und Weinkrüge, links und rechts die gestikulierenden Jünger. Das Abendmahl wird in den Kirchen als Sakrament gefeiert und als Höhepunkt christlichen Lebens bezeichnet, als die zentrale Feier schlechthin, in der Hoffnung und Freude sowie die Gemeinschaft der Menschen mit Gott und der Menschen untereinander zum Ausdruck kommen. Für viele Christen ist das Abendmahl zu einem Bestandteil ihrer Frömmigkeit geworden, weil sie darin auch Vergebung der Sünden und den Zuspruch Gottes erfahren.
Nach lutherischer Auffassung ist Christus in Brot und Wein körperlich zugegen (Realpräsenz), während nach reformiertem Verständnis das Abendmahl lediglich als Zeichen (Symbol) der Gegenwart Gottes zu sehen ist Wenn es heißt, dass Gott den Menschen im Abendmahl durch Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi begegnet, dann meint dies: 1. Gott kommt ihnen näher als diese sich selbst nahe zu sein vermögen. 2. Gemeinschaft mit Gott ist nicht nur eine Denkerfahrung, sondern bezieht sich auf Leib und Seele. 3. Mit dem Abendmahl bekommen Menschen neue Kraft für ihr Leben.
Der Tisch ist geräumt, nur der Kelch blieb noch stehen, ein ernster Anklang an das künftige Gethsemane. Die Sprache der Hände ist hier so gut wie verstummt. Einzig die Linke Christi greift aus, als ob sie dem entscheidenden Wort mehr Tragkraft geben möchte. Das ist gefallen und wirkt nun nach in den Seelen der Jünger, diesen schweigsamen Köpfen, die das Gehörte still in sich verarbeiten und es in seiner Art ein jeder zum Entschluss werden lassen. Man sieht es diesen Köpfen an, dass das Denken ihnen schwer fällt. Aber auch das ist ihnen anzumerken, dass der einmal gefasste Entschluss dann vorhalten wird. Es sind nordische Naturen, Charaktere jener schweren Zeit, der das Werk der Erneuung oblag.



Südkapelle, Fenster Nr.10

abendmahl fensterNehmt hin und trinket alle daraus.
Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Matthäus 26, 27 – 28

1536 wurde die Reformation in der Neustadt Brandenburg vollzogen, sichtbar in diesem Bild vom Abendmahl.
Der erste lutherische Pfarrer ist Thomas Baytz. Er trägt einen schlichten Talar.
Die Bürger dürfen rings um den Altar stehen, zunächst die Ratsherren, stattlich gekleidet.
Der Bürgermeister trägt seine Amtskette.
Nicht nur das Brot, auch der Kelch wird gereicht. Sie feiern also das Mahl „in beiderlei Gestalt“. Das war neu.