St. Pauli ist eine große dreischiffige Backsteinkirche mit Langhaus und einschiffigem Chor. 1286 stellte Markgraf Otto der Lange geldliche Mittel und seinen markgräflichen Hof in der Neustadt den seit 1267 in Brandenburg bezeugten Mönchen des Dominikanerordens zum Bau eines Klosters und einer Kirche zur Verfügung. Noch 1286 wurde die Klosterkirche durch Bischof Gebhart dem Apostel Andreas und der Maria geweiht. Das Pauluspatrozinium ist ab 1384 nachgewiesen. Die St. Paulikirche gilt als der erste gotische Bau der mittelalterlichen Doppelstadt Brandenburg. Kloster und Kirche lagen im Süden der Randzone der um 1300 erweiterten Stadtbefestigung.
Paulikirche und –kloster, um 1927 Kreuzgang St. Paulikirche, vor 1945 (beide Fotos Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Das Innere der Kirche war ungeputzt. Die Kanzel aus Holz war ein Werk der Barockzeit aus dem Jahr 1718. Sie ruhte auf der Figur des Moses und war mit den Figuren der Evangelisten geschmückt. Den Schalldeckel krönte das in hebräischen Buchstaben geschriebene, von der Strahlenglorie umgebene Wort Jehova. Die Taufe aus dem Jahr 1565 bestand aus Kalkstein. Um den Fuß saßen die Figuren der Evangelisten. Darunter befanden sich die Wappenschilde der Brandenburger Bürgermeister Lukas Scholl, Simon Carpzow , Joachim Löwe und Hans Weis. Unter den am Taufkessel angebrachten acht Wappen bemerkte man die Wappen von Kurbrandenburg und Neustadt-Brandenburg.
Das Kloster entstand an Stelle des ehemaligen markgräflichen Hofes. Auch wenn bereits 1267 Dominikanermönche in Brandenburg bezeugt sind, so galt nach den Ordensquellen erst das Jahr 1287 als Gründungsjahr des Konvents. 1384 tagte in Brandenburg ein Provinzialkapitel des Dominikanerordens. Im Spätmittelalter ist auch wissenschaftliche Tätigkeit durch vielfältige Hinweise belegt. Dem Konvent, der sich im 15. Jahrhundert der Reformrichtung der Observanten anschloss, gehörten bedeutende Persönlichkeiten an. 1536 Verstärkung durch Mönche aus Berlin-Cölln, in deren Kloster das Domstift eingerichtet wurde. Die Brandenburger Dominikaner verweigerten die von Kurfürst Joachim II. 1539 geforderte Annahme der neuen Kirchenordnung. Trotzdem ging es in der Folgezeit allmählich mit dem Kloster zu Ende. Schon 1547 mussten Teile des Klosters an Joachim von Rochow abgetreten werden, 1548 kam die Liberey an den kurfürstlichen Assessor Johann Heyler und 1549 wurde der Weinberg Andreas Stolb geschenkt. Nach 1560 wird noch ein letzter Mönch erwähnt. Nach längeren Bemühungen seitens des Rates übergab der Kurfürst 1560 die Klosternalge der Stadt, die hier 1575 im Ostflügel das St. Spiritushospital einrichtete. St. Pauli ist seit 1560 zweite evangelische Pfarrkirche der Neustadt, mitgenutzt ab 1712 durch die Reformierten und Ende des 18. Jahrhunderts als Garnisonkirche durch das Militär.
Mehrjährige Bemühungen des Rates der Neustadt, soziale Einrichtungen in dem verfallenden und durch Vandalismus beschädigten ehemaligen Kloster unterzubringen, führten erst 1560 zum Erfolg.
Am 11. Oktober 1565 wurde die Klosterkirche als zweite evangelische Pfarrkirche neu geweiht. Daran erinnerte eine 1945 zerstörte Gedenktafel im Chor. Fragmentarisch erhalten sind zwei ebenfalls aus diesem Anlass geschaffene Inschriften mit reicher ornamentaler Renaissancerahmung in den Blendfenstern der südlichen Chorseite. Joachim II., der die Erneuerung auch finanziell förderte, wird in der Traditionslinie Otto V. und dessen Schenkung gestellt. Durchaus traditionsbewusst liefern die Inschriften zudem wichtige Informationen zur Klostergeschichte.
Die mit Karyatiden – den säulenähnlichen Frauengestalten links du rechts – geschmückte 1945 zerstörte Gedenktafel im Chor erinnerte im Sinne einer zweiten Gründung an die Umwandlung in eine evangelische Pfarrkirche. Neben dem kurbrandenburgische Wappen und zahlreichen Allegorien zeigt sie unten auch ein Medaillon mit dem Porträt Kurfürst Joachim II. (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Im selben Jahr stirbt der letzte Prämonstratenserpropst bei den Franziskanern in der Altstadt. Der ehemalige Weinberg der Dominikanermönche (Neustädtische Heidestraße) wurde von der Neustadt 1557 gekauft und von 1580 bis 1795 als Friedhof genutzt. Der Kurfürst Joachim II. schenkte der Neustadt 1560 das Paulikloster. Der Ostflügel wurde als Hospital genutzt, später als Armenhaus und bis 1945 als Altenheim.
In der Neustadt blieben Kloster und Kirche St. Pauli bis zum Zweiten Weltkrieg erhalten; erst in den letzten Kriegstagen wurden sie weitgehend zerstört. Markgraf Otto der Lange schenkte 1286 den Dominikanern den an der Stadtmauer gelegenen markgräflichen Hof zur Errichtung eines Klosters. Eine weitere Schenkung vergrößerte noch das Gelände. Die Klosterkirche, die Ende des 14. Jahrhunderts dem Apostel Paulus geweiht wurde, war der erste gotische Backsteinbau in der Stadt. 1531, nach der Reformation, verließ der größte der Mönche das Kloster. Der Kurfürst Joachim II. schenkte 1560 der Neustadt das Klostergebäude mit „allen zugehörigen Gerechtigkeiten“.
In der Urkunde sind auch die Gründe für die Schenkung genannt:
„Nachdem die Monniche und Ordens-Personen in Klostern aber al unsere Christliche Kirchenordnung nicht annehmen noch halten wollen, sondern … auf Ihren wahn der Baptistlichen Religion bestanden und verharret, auch sein letzlichis dermassen mutwillig und sonst einen theils in unzucht vordecht gehalten, Das sie nicht allein darüber heimlich entrunnen und verflüchtig worden, sondern auch die Kloster noch dazu beraubt und musste stehen lassen“.
Die Stadt war damit für die langsam verfallenden, leer stehenden Gebäude zu ständig. Sie nutzte das Kloster ab 1565 als Pfründenhaus und den Ostflügel an 1575 als Hospital, später wurde es Armenhaus. Damit erfüllte die Stadt eine Auflage aus der Schenkungsurkunde, die besagt, dass „theile zu wohnungen der Ahrmen oder sonst zu der Stadt Zier“ genutzt werden sollten. In die zweigeschossige Kapelle westlich der Kirche, die auf Plänen auch als Bücherei bezeichnet wurde und die Joachim II. schon 1548 Johann Heyler geschenkt hatte, kam später das Spritzenhaus, also die Feuerwehr der Stadt.
Urkunde über das Freyhaus am St. Paulikloster von 1539 (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Ende des Klosters
Es erfolgte keine gewaltsame Vertreibung der Klosterinsassen. Der weiterhin bestehende Konvent blieb altgläubig, durfte aber nicht mehr in der Öffentlichkeit wirken. Auch das Betteln und die Aufnahme von Novizen wurden verboten. Das Ende kam mit der Berufung von Prior JOACHIM BARTOLDI nach Halberstadt 1547, denn ein Nachfolger ist nicht überliefert. Auch andere Brüder zogen sich vermutlich in Ordensniederlassungen außerhalb des Landes zurück. Manche wandten sich der neuen Lehre zu und wirkten als Pfarrer in der Umgebung. Einzelne blieben im Paulikloster und erhielten eine kurfürstliche Rente. Mit Bruder HERMANN wird 1560 der letzte Dominikaner in Brandenburg erwähnt.
In den Gebäuden brachte die Stadt 1565 ein Armen- und Pfründenhaus unter, ein Wohnstift für alte Bürgerinnen und Bürger. Während Bedürftige kostenlos versorgt wurden, mussten sich Begüterte einkaufen. Im Ostflügel eröffnete 1575 das Heilig-Geistig-Hospital.
Von 1867 bis 1869 erfolgte eine umfassende Erneuerung des Inneren der Kirche: die Emporen aus der Zeit um 1730 wurden wieder beseitig und die Glasmalereien des Chorfensters erneuert.
Friedgarten der Paulikirche und –kloster (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Der vom Kreuzgang umschlossen Friedgarten war eine der malerischsten Stätten der Stadt und ein Ort stiller poetischer Weihe. Im Kreuzgang befanden sich zahlreiche Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Klostergebäude waren bis 1945 zum größten Teil erhalten.
Exponat im Museum: Chorgestühl
Mittelalterliche Wangen eines Sondergestühls, neu arrangiert. Rückwand, Sitzklappen und Dach wurden im Zuge einer Restaurierung 1987 neu hinzugefügt, ihre Vorgänger entfernt; das Schleierbrett wurde nicht ersetzt
Die Provenienz aus dem Pauli-Kloster ist als Fund vom dortigen Dachboden relativ gesichert. Der ursprüngliche Standort wird in einer Nische in der Südseite des Chores der Paulikirche vermutet.
Frühe Überlieferungen des stark beschädigten Gestühls belegen eine Länge von 1,42 Metern dessen Binnengliederung für zwei Sitzende Platz bot. Es handelte sich demnach vermutlich um einen Doppelsitz der im Rahmen der liturgischen Praxis verwendet wurde.
Von der mittelalterlichen Farbfassung, die die figürlichen und Wappenreliefs betonte, sind heute nur noch Reste zu erahnen, vor allem der alternierende Rot- und Blauton ist in den Maßwerkvertiefungen noch erhalten. Im Inneren der Gestühlswangen befinden sich zwei Wappendarstellungen, die rechts eine Burg und links den märkischen Adler auf einem Schild zeigen. Die Interpretation dieser Wappen ist in der Forschung noch nicht abgeschlossen. Im unteren Bereich der inneren Gestühlswangen sind schwarze Rußflecken zu sehen, die von einem unvorsichtigen Umgang mit Kerzenflammen durch die mittelalterlichen Benutzer zeugen.
Die Reliefs der äußeren Wangenseiten zeigen zwei Heiligendarstellungen, die aufgrund ihrer beigefügten Attribute als Maria Magdalena mit dem Salbgefäß und St. Bartholomäus zu deuten sind. Ältere Deutungen legen den Mann als den Apostel Andreas aus, da eines der Patrozinien des Pauliklosterkirche bei St. Andreas lag. Das Beil ist eine untypische Beigabe und deutet in Verbindung mit dem Buch eher auf Bartholomäus hin als Andreas, der zu dieser Zeit üblicherweise barfuß und mit Fisch und Strick bzw. dem Andreaskreuz abgebildet wurde.
Zwei Wappendarstellungen in rankengefüllten Relieffeldern schmücken die Innenseiten des Gestühls. Die Wappenschilde tragen rechts eine Burg und links den märkischen Adler. Die Interpretation dieser Wappen ist in der Forschung noch nicht abgeschlossen. Im unteren Bereich der inneren Gestühlswangen sind schwarze Rußflecken zu sehen, die von einem regen Gebrauch von Kerzenlicht durch die mittelalterlichen Benutzer zeugen.
Das mit demselben Muster verzierte und denselben Farben bemalte Brett steht in einem heute unbekannten Zusammenhang zum Chorgestühl aus dem Pauli-Kloster. Der gekehlte Holzrahmen, das rechtwinklig angenagelte Brett und die Beschriftung „Reliquienbehälter, 14. Jahrhundert“ sind neuzeitliche Bearbeitungen und Hinzufügungen.