Bekennende Kirche

Bekennende Kirche in Brandenburg

Die Stadt Brandenburg hat eine wichtige Rolle im Kirchenkampf gespielt. Sie wurde Hochburg der Bekennenden Kirche genannt. Es gab in Brandenburg Mut und Entscheidungsfreudigkeit. Die starke Haltung Tecklenburgs („Löwe aus Brandenburg“) hat viel dazu beigetragen.

Gotthardtkirche parkDie Pfarrer der BK mussten Rückhalt in ihren Gemeinden haben, wenn sie sich durchsetzen wollten. Sie fanden ihn. Besonders stark war der Zusammenhalt in der Gotthardtgemeinde.
Als Ganzes gesehen, war die BK-Gemeinde zahlenmäßig nicht sehr groß.

Die Pfarrer - Bruno Tecklenburg, Friedrich Korth von St. Gotthardt
- Kurt Schubert von St. Katharinen
- Friedrich Christoph von St. Pauli

Die Hilfsprediger Martin Schutzka, Johannes Rauh, Johannes Müller, Klaus Block bzw. Kandidaten Gottfried Moehring, Otto Berenda, Alfred Rooks (Engländer), Helmut Rehbein, Willy Süßbach (nach den damaligen Gesetzen Nichtarier, Rauh Halbjude) vertraten sehr entschieden die Sache der Bekennenden Kirche.





1933: Die ersten Zusammenstöße gab es, als Tecklenburg sich der Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitler-Jugend widersetzte.

Herbst 1934: Die obengenannten Pfarrer stellten sich hinter die Beschlüsse von Barmen.

4. November 1934: Predigt von Pfarrer Martin Niemöller vor 2.000 Besuchern in der St. Gotthardtkirche, die Predigt stand unter der Überschrift „Die Kirche in der Entscheidung“

März 1935: Erste Verhaftungen wegen des Aufrufs der BK-Synode „Aufruf gegen das Neuheidentum“ von Dahlem, der am 17. März 1935 von den Kanzeln verlesen werden sollte. (Siehe Dokument BJ 14_277)

1938: Erneute Verhaftungswelle: BK-Pfarrer wurden mit der Begründung, dass sie Kollektengelder unterschlagen hätten, verhaftet, die kirchliche Behörde beanspruchte energisch alle Kollekten, die im Gottesdienst gesammelt wurden.
Auch die drei Brandenburger Pfarrer Christoph, Korth, Schubert, und vier Hilfsprediger (u.a. Müller und Möhring) traf es, sie kamen diesmal nach Potsdam in das Gefängnis in der Lindenstraße (“Lindenhotel“).

1939: Suspendierung von Tecklenburg, Korth, Schubert und Christoph, ihnen blieben ihre Kirchen verschlossen.
Es kam zu einer Flut von Protesten an Dr. Werner, den Präses der EOK.
Den Pfarrern waren Gottesdienste und Amtshandlungen in den Kirchen und auf Friedhöfen untersagt, das Gehalt wurde um die Hälfte gekürzt.

Ende 1939: Schubert und Christoph haben sich Ende 1939 dem „geistlichen Vertrauensrat“ der Deutschen Evangelischen Kirche“ unterstellt und durften zu Weihnachten wieder in ihren Kirchen Dienst tun.
Für die BK-Gemeinde galt Schubert deswegen als Abtrünniger, der „seine Katharinenkirche zu lieb hatte.“ Für die DC-Leute blieb er ein „erbitterter und anmaßender Bekenner“.

April 1939: Störung des Gottesdienstes des DC-Superintendenten Bethke in der St. Gotthardtkirche
Anklage gegen BK-Glieder wegen Störung des Gottesdienstes und Hausfriedensbruchs, bei Beginn des Krieges fiel sie unter die Amnestie.
Es kam zum Auszug des Kerns der Gemeinde aus der Gotthardtkirche, der zu einem endgültigen werden sollte.
Danach verselbständigte sich die Bekenntnisgemeinde.
Das Gemeindeleben konzentrierte sich auf das evangelische Vereinshaus in der Hauptstraße.

Die Bekennende Kirche im Haus des CVJM
Intensiv wurde die BK-Gemeinde durch den Christlichen Verein Junger Männer (CVJM) unterstützt. Seitdem den Pfarrern die Kirchen verschlossen blieben, sammelte sich die BK-Gemeinde im Vereinshaus des CVJM – dem Wichernhaus in der Hauptstraße. Der Leiter des Hauses war Hermann Wittstock. Trauungen, Taufen und Konfirmationen fanden jetzt hier statt. Sie wurden durch den BK-Pfarrer Wilhelm Lenz im Kirchenbuch von Schmerzke eingetragen.
Zu den Gottesdiensten im Vereinshaus sammelten sich 150 bis 200 Besucher.
Da die BK-Gemeinde keine eigene Pfarrstelle hatte, wurde sie vor allem von auswärtigen Gästen, die ordiniert waren, bei Gottesdiensten, Amtshandlungen, Bibelstunden und Vorträgen bei Bekenntnisversammlungen im Evangelischen Vereinshaus unterstützt.

Pfarrer Wittstock KirchenausflugKirchenausflug mit Pfarrer WittstockAus Brandenburg und seiner unmittelbaren Umgebung waren es Studienrat a.D. Wolfgang Lindner, Amtsgerichtsrat a.D. Lothar Kreyssig und CVJM-Sekretär Hermann Wittstock.
Im Vereinshaus wurden nachts in der kleinen Druckerei Predigten und Flugschriften der BK gedruckt. Jugendliche aus dem CVJM falzten und verpackten die Schriften, die für die BK-Gemeinden im ganzen Reichsgebiet bestimmt waren. Der Älteste Willi Delf und der Molkereigeschäftsführer Johannes Prölß fuhren dann schon in der Frühe mit ihren Betriebsautos die Pakete unter Umgehung der örtlichen Poststelle zum Expressversand an die Bahn.