Schulwesen
Der Übergang zur Lutherlehre hat den Städten Brandenburg wie auch anderen deutschen Gemeinden eine gewisse geistige Blüte gebracht. Der Historiker Otto Tschirch verwies darauf, dass die Räte in den Städten die Aufgabe übertragen bekommen haben, für Kirche und Schule materiell und geistig zu sorgen. Bedeutende Männer, wie Thomas Baytz in der Neustadt, Erasmus Alberus , der bekannte Kirchenliederdichter, Johannes Garcaeus, als Theologe und Astronom weithin bekannt, Johannes Seyfried in der Altstadt, Christophorus Lybius, wirkten im Kirchenrat.
In den Schulen der Alt- und Neustadt lebte damals der rechte Geist der Wittenberger Reformation.
Bereits im 13. Jahrhundert begann sich mit der Gründung des Dominikanerklosters St. Pauli eine kirchliche Bildungsstätte in der Neustadt zu etablieren. Die 1497 neu errichtete Bibliothek ermöglichte umfassende wissenschaftliche Studien. Diese kirchliche Ausbildung diente zunächst in erster Linie der Versorgung der Klöster und Pfarrkirchen mit gebildeten Geistlichen. Schon nach kurzer Zeit ist eine Ausweitung schulischer Unterweisung auf die Stadt nachweisbar.
Um 1320/25 dürfte die erste Stadtschule in der Neustadt entstanden sein. Diese städtische Bildungseinrichtung diente der Bildung der Bürgersöhne und Vorbereitung auf ein Studium. Die Stadtschule war noch personell, institutionell und lokal mit den Kloster- und Pfarrschulen verbunden.
1536 erhielt der Rektor der neustädtischen Lateinschule, Gregorius Bester, ein vierteljährliches Gehalt von 6 Gulden und 16 Groschen von der Kirchengemeinde.
1542 bekam er jährlich schon 60 Gulden. Ein Pfarrer verdiente 160 Gulden. Allerdings hatte der Schulmeister freie Wohnung, Licht und Heizung und bekam an Feiertagen Zuwendungen in Form von Lebensmitteln. Außerdem war es üblich, dass die Lehrer in der Stadt einen Freitisch genossen, d. h. sie konnten in einer Bürgerfamilie am Mittagessen teilnehmen.
Für den Lehrer war dies unangenehm, da er als „Bettler“ zu den Eltern seiner Schüler kam, und dies seine Autorität nicht sonderlich gut tat.
„Freitische“ hielten sich noch bis zum Ende des 17.Jahrhunderts in Brandenburg. Die Besoldungskasse von St. Katharinen weist für 1550 folgende Zahlungen aus: Der Rektor erhielt 60 Gulden, der Korrektor 30, der Tertianus 20 Gulden und der Kantor 25 Gulden jährlich. Daraus ist ersichtlich, dass die Lateinschule nur über 3 Klassen verfügte.
Mit der Erweiterung der Schule stiegen auch die Gehälter. Nebeneinkünfte konnte der Lehrer erwerben, wenn er mit dem Schulchor auf Feiern und Beerdigungen auftrat. Noch bis 1740 sangen die Chöre bei Beerdigungen. Je nach Reichtum der Angehörigen des Verstorbenen wurde die „Leiche mit ganzer Schule, mit halber Schule oder „zwölf- Jungen-Leichen“ bestellt. (Unter Leiche verstand man damals die Trauerfeier.)
Um 1530 musste der Schüler vier Groschen Aufnahmegebühr und vierteljährlich zwei Groschen Schulgeld bezahlen. Der Unterricht bestand im Wesentlichen aus Latein.
Bis zur Reformation war es auch Angehörigen ärmeren Schichten möglich, Zugang zur Bildung zu erlangen, wenn sie Klosterschüler wurden und sich damit auf eine kirchliche Tätigkeit vorbereiteten. Beim Eintritt musste eine Aufnahmegebühr gezahlt werden. Eine andere Finanzierung des Unterrichts stellten die Schülergilden dar. An der Schule der Gotthardtkirche ist eine solche 1444 erstmals erwähnt, an der St. Katharinenkirche erst 1477.
Die erste urkundliche Erwähnung eines Schulhauses findet sich 1386. Es handelt sich um das Haus, „dat dar steit an den Parrekerhof by der Scholen“. Damit war die Schule bezeichnet die über Jahrhunderte auf dem Platz des späteren Gymnasiums am Katharinenkirchplatz gestanden hat. Der Bau ist "zu seiner Zeit eine Zierde der Stadt“ sagte der Chronist Heffter 1840. Dieses dreistöckige Haus musste um 1560/70 wegen Baufälligkeit abgetragen werden. An der derselben Stelle errichtet man 1570/72 ein neues Schulgebäude. Der Unterricht fand während der Bauarbeiten im Dominikanerkloster statt. Zu dieser Zeit lernten in der Schule 30 Primaner und 23 Secundaner (Schüler der der ersten bzw. der zweiten Klasse). Der Unterricht aller Schüler fand meistens in einem Raum statt.
Der Unterricht bestand über Jahrhunderte vor allem aus Latein, Kirchen- und Chorgesang, Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Lesen und Schreiben, Griechisch sowie Rechnen. Die Verwendung der deutschen Sprache war verboten. An der Schule lernten nicht nur Kinder wohlhabender Eltern, auch Kinder ärmerer Schichten konnten die Schule besuchen. Um etwas Geld zu verdienen, bestritten sie ihren Lebensunterhalt durch die Currende. Dabei zogen die Schüler zu bestimmten Anlässen durch die Stadt und sangen vor den Häusern reicher Bürger. Da die Sänger meistens mit Sachleistungen belohnt wurden, trugen sie auf dem Rücken eine Kiepe für die Geschenke.
Auf die Neustädtische Schule hatte der Pfarrherr und Inspektor, wie die Superintendenten damals genannt wurden, Johannes Garcaeus, ein geborener Wittenberger, der einer märkischen Familie entstammte, einen entscheidenden Einfluss, er verfasste für sie die wichtige Schulordnung der Neustadt von 1565. Sie zeigt anschaulich den Charakter des damaligen Schulbetriebes, der den Geist des reformatorischen Humanismus atmet. Sie forderte von den Schülern strenge Zucht. Danach war es „verboten, gassatim (durch Gassen) zu gehen, Dolche, Wehren oder, wie itzo aufgekommen, die großen Messer an Ketten zu tragen, in Branntweinkrügen oder Bierzechen zu sitzen, mit Büchsen, Armbrüsten, Würfeln, Kartenspiel oder dergleichen umzugehen…“. Ferien gab es bis ins 18. Jahrhundert nicht, wohl aber freie Tage zu besonderen Anlässen. Die Schule begann um 6.00 Uhr und dauerte bis 10.00 Uhr; von 12.00 bis 14.00 Uhr und von 15.00 Uhr bis 16.00 Uhr wurde der Unterricht fortgeführt.
Bis zum Dreißigjährigen Krieg lernten an der Neustädtischen Lateinschule nicht nur Söhne der Stadt, sondern Knaben aus der ganzen Mark. Bedingt durch die Kriegsereignisse begann 1622 der Niedergang der Schule.
Heute befindet sich dort die Kinder- und Jugend-Galerie „Sonnensegel“ e. V. (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Auch in der Altstadt wurde das Schulwesen verbessert. Obwohl sie einen nur halb so großen Wohlstand genoss, gelang es ihr mit Hilfe eines großzügigen Gönners eine bedeutende Schule einzurichten. Der Bürgermeister der Altstadt, Simon Roter, hatte im Hause Melanchthons in Wittenberg gelebt, wurde dann Rektor der Stadtschule der Altstadt und bekleidete lange das Amt eines Stadtschreibers. Es gelang ihm die Witwe des kurfürstlichen Oberkämmerers Matthias von Saldern, Gertrud geb. von Hake, zu überzeugen, den von ihrem Ehemann einst erkauften alten Bischofshof am Gotthardtkirchhof in der Altstadt der Gemeinde zum Schulhaus zu schenken. So kam die altstädtische Schule durch diese Stiftung zu einem stattlichen Gebäude und nahm in den folgenden Jahrzehnten einen hohen Aufschwung, so dass sie alle anderen märkischen Schulen überflügelte. Sie zählte unmittelbar vor dem Dreißigjährigen Krieg 400 Schüler und darunter über 60 Primaner. Mittellosen Schülern wurden Stipendien gewährt. Simon Roter war ein eifriger und erfolgreicher Anhänger des Protestantismus.
Aus der Zahl ihrer Lehrer der Schule ist eine Menge hervorragender Persönlichkeiten hervorgegangen.
Seine Ruhestätte und sein Epitaph befinden sich in der St. Gotthardtkirche. Bei der Neugestaltung des Altstädtischen Rathauses zum Festhaus 1912 wurden im Hauptportal vier Kopfbilder angebracht, eines zeigt Simon Roter.
In den Schulen der Alt- und Neustadt lebte damals der rechte Geist der Wittenberger Reformation.
Bereits im 13. Jahrhundert begann sich mit der Gründung des Dominikanerklosters St. Pauli eine kirchliche Bildungsstätte in der Neustadt zu etablieren. Die 1497 neu errichtete Bibliothek ermöglichte umfassende wissenschaftliche Studien. Diese kirchliche Ausbildung diente zunächst in erster Linie der Versorgung der Klöster und Pfarrkirchen mit gebildeten Geistlichen. Schon nach kurzer Zeit ist eine Ausweitung schulischer Unterweisung auf die Stadt nachweisbar.
Um 1320/25 dürfte die erste Stadtschule in der Neustadt entstanden sein. Diese städtische Bildungseinrichtung diente der Bildung der Bürgersöhne und Vorbereitung auf ein Studium. Die Stadtschule war noch personell, institutionell und lokal mit den Kloster- und Pfarrschulen verbunden.
1536 erhielt der Rektor der neustädtischen Lateinschule, Gregorius Bester, ein vierteljährliches Gehalt von 6 Gulden und 16 Groschen von der Kirchengemeinde.
1542 bekam er jährlich schon 60 Gulden. Ein Pfarrer verdiente 160 Gulden. Allerdings hatte der Schulmeister freie Wohnung, Licht und Heizung und bekam an Feiertagen Zuwendungen in Form von Lebensmitteln. Außerdem war es üblich, dass die Lehrer in der Stadt einen Freitisch genossen, d. h. sie konnten in einer Bürgerfamilie am Mittagessen teilnehmen.
Für den Lehrer war dies unangenehm, da er als „Bettler“ zu den Eltern seiner Schüler kam, und dies seine Autorität nicht sonderlich gut tat.
„Freitische“ hielten sich noch bis zum Ende des 17.Jahrhunderts in Brandenburg. Die Besoldungskasse von St. Katharinen weist für 1550 folgende Zahlungen aus: Der Rektor erhielt 60 Gulden, der Korrektor 30, der Tertianus 20 Gulden und der Kantor 25 Gulden jährlich. Daraus ist ersichtlich, dass die Lateinschule nur über 3 Klassen verfügte.
Mit der Erweiterung der Schule stiegen auch die Gehälter. Nebeneinkünfte konnte der Lehrer erwerben, wenn er mit dem Schulchor auf Feiern und Beerdigungen auftrat. Noch bis 1740 sangen die Chöre bei Beerdigungen. Je nach Reichtum der Angehörigen des Verstorbenen wurde die „Leiche mit ganzer Schule, mit halber Schule oder „zwölf- Jungen-Leichen“ bestellt. (Unter Leiche verstand man damals die Trauerfeier.)
Um 1530 musste der Schüler vier Groschen Aufnahmegebühr und vierteljährlich zwei Groschen Schulgeld bezahlen. Der Unterricht bestand im Wesentlichen aus Latein.
Bis zur Reformation war es auch Angehörigen ärmeren Schichten möglich, Zugang zur Bildung zu erlangen, wenn sie Klosterschüler wurden und sich damit auf eine kirchliche Tätigkeit vorbereiteten. Beim Eintritt musste eine Aufnahmegebühr gezahlt werden. Eine andere Finanzierung des Unterrichts stellten die Schülergilden dar. An der Schule der Gotthardtkirche ist eine solche 1444 erstmals erwähnt, an der St. Katharinenkirche erst 1477.
Der Unterricht bestand über Jahrhunderte vor allem aus Latein, Kirchen- und Chorgesang, Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Lesen und Schreiben, Griechisch sowie Rechnen. Die Verwendung der deutschen Sprache war verboten. An der Schule lernten nicht nur Kinder wohlhabender Eltern, auch Kinder ärmerer Schichten konnten die Schule besuchen. Um etwas Geld zu verdienen, bestritten sie ihren Lebensunterhalt durch die Currende. Dabei zogen die Schüler zu bestimmten Anlässen durch die Stadt und sangen vor den Häusern reicher Bürger. Da die Sänger meistens mit Sachleistungen belohnt wurden, trugen sie auf dem Rücken eine Kiepe für die Geschenke.
Auf die Neustädtische Schule hatte der Pfarrherr und Inspektor, wie die Superintendenten damals genannt wurden, Johannes Garcaeus, ein geborener Wittenberger, der einer märkischen Familie entstammte, einen entscheidenden Einfluss, er verfasste für sie die wichtige Schulordnung der Neustadt von 1565. Sie zeigt anschaulich den Charakter des damaligen Schulbetriebes, der den Geist des reformatorischen Humanismus atmet. Sie forderte von den Schülern strenge Zucht. Danach war es „verboten, gassatim (durch Gassen) zu gehen, Dolche, Wehren oder, wie itzo aufgekommen, die großen Messer an Ketten zu tragen, in Branntweinkrügen oder Bierzechen zu sitzen, mit Büchsen, Armbrüsten, Würfeln, Kartenspiel oder dergleichen umzugehen…“. Ferien gab es bis ins 18. Jahrhundert nicht, wohl aber freie Tage zu besonderen Anlässen. Die Schule begann um 6.00 Uhr und dauerte bis 10.00 Uhr; von 12.00 bis 14.00 Uhr und von 15.00 Uhr bis 16.00 Uhr wurde der Unterricht fortgeführt.
Bis zum Dreißigjährigen Krieg lernten an der Neustädtischen Lateinschule nicht nur Söhne der Stadt, sondern Knaben aus der ganzen Mark. Bedingt durch die Kriegsereignisse begann 1622 der Niedergang der Schule.
Heute befindet sich dort die Kinder- und Jugend-Galerie „Sonnensegel“ e. V. (Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Auch in der Altstadt wurde das Schulwesen verbessert. Obwohl sie einen nur halb so großen Wohlstand genoss, gelang es ihr mit Hilfe eines großzügigen Gönners eine bedeutende Schule einzurichten. Der Bürgermeister der Altstadt, Simon Roter, hatte im Hause Melanchthons in Wittenberg gelebt, wurde dann Rektor der Stadtschule der Altstadt und bekleidete lange das Amt eines Stadtschreibers. Es gelang ihm die Witwe des kurfürstlichen Oberkämmerers Matthias von Saldern, Gertrud geb. von Hake, zu überzeugen, den von ihrem Ehemann einst erkauften alten Bischofshof am Gotthardtkirchhof in der Altstadt der Gemeinde zum Schulhaus zu schenken. So kam die altstädtische Schule durch diese Stiftung zu einem stattlichen Gebäude und nahm in den folgenden Jahrzehnten einen hohen Aufschwung, so dass sie alle anderen märkischen Schulen überflügelte. Sie zählte unmittelbar vor dem Dreißigjährigen Krieg 400 Schüler und darunter über 60 Primaner. Mittellosen Schülern wurden Stipendien gewährt. Simon Roter war ein eifriger und erfolgreicher Anhänger des Protestantismus.
Aus der Zahl ihrer Lehrer der Schule ist eine Menge hervorragender Persönlichkeiten hervorgegangen.
Seine Ruhestätte und sein Epitaph befinden sich in der St. Gotthardtkirche. Bei der Neugestaltung des Altstädtischen Rathauses zum Festhaus 1912 wurden im Hauptportal vier Kopfbilder angebracht, eines zeigt Simon Roter.