Ein Formstein ist ein Ziegelstein, der abweichend von der üblichen Quaderform in einer speziellen Form gefertigt wurde, um eine besondere Funktion zu erfüllen. Die Wirkung wird durch teilweise glasierte, farbige Oberflächen gesteigert.
Auffallend sind die qualitätvollen vegetabilen und geometrischen Verzierungen auf den Steinen, die ein hohes Maß an Arbeitsaufwand bei der Herstellung belegen. Eine genaue Untersuchung der Steine im Hinblick auf diese Glasurreste ist wünschenswert, da sie teilweise nach späteren Hinzufügungen aussehen. Die genaue Verortung dieser Steine im Bauwerk der Marienkirche ist nicht mehr nachvollziehbar. Sicher ist lediglich, dass die beiden runden Steine Gewölbeschlusssteine in einer Deckenkonstruktion waren.


formstein marienkirche

Formsteine der Marienkirche auf dem Harlunger Berg, 15. Jahrhundert gebrannter Ton, teilweise mit bunten Farbresten
(Sammlung des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel)


Die heute Marienberg genannte Erhebung im Nordwesten der Stadt krönte im frühen Mittelalter ein Triglaff-Heiligtum. Dieses wurde im Zuge der Christianisierung durch eine Wallfahrtskirche mit einem Marienpatrozinium ersetzt. Im späteren Verlauf entwickelte sich in Brandenburg eine eigene Backstein-Bauplastik, deren herausragendes Bauprojekt die Marienkirche war.
Die Marienkirche war laut historischen Darstellungen ein viertürmiger Zentralbau mit Kuppelgewölben auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes, innen Emporenhallen. Ein Modell befindet sich hier im Stadtmuseum.
1722/23 wurde die Marienkirche auf königlichen Befehl hin abgebrochen; ein Großteil der nun zur Verfügung stehenden Backsteine wurde für den Bau des Waisenhauses in Potsdam benutzt. Einige Steine blieben jedoch in der Nähe, beispielsweise wurde das Frey-Haus daraus errichtet.